Gestern wurden im heute-journal Ausschnitte eines Interviews mit Susanne Osthoff ausgestrahlt. Frau Osthoff erscheint dort sehr verstört und ziemlich durcheinander.
Mein Eindruck ist, dass sie sich seit langem von Deutschland und ihrer Familie losgesagt hat. Vermutlich kam sie gar nicht auf die Idee, dass ihre Entführung hier eine so große Anteilnahme auslöst und sich viele so engagiert für ihre Freilassung einsetzten.
Um so schwieriger muss es jetzt für sie sein, damit umzugehen. Wir hatten bisher bei Entführungen immer die Erwartungshaltung, nach dem glücklichen Ende die Entführten mit Blumensträußen in den Händen aus einem Flugzeug steigen zu sehen.
Natürlich ist sie ein freier Mensch und kann machen was sie möchte. Sicher hat sie das Erlebte noch nicht verarbeitet. Ihre Äußerung, noch nie das gemacht zu haben, was sie möchte finde ich jedoch sehr erschreckend.
Bleibt zu hoffen, dass sie bald mal das machen kann, was sie will.
Abstruse Spekulation: Offensichtlich hat auch ihr neues Leben im Irak vor einigen Jahren noch nicht die erhoffte Wende in Ihrem Leben gebracht. Im Gegenteil, führte der Umzug und die Konvertierung zum Islam vermutlich zu dem tiefen Graben in Ihrer Familie, den sie jetzt noch nicht überwinden kann. Durch diesen Streit rückte bestimmt auch Deutschland als ihre Heimat und die ihrer Familie für sie in ein negatives Licht.
Nach dieser negativen Erfahrung könnte sie sich doch mit Deutschland und Ihrer Famillie versöhnen, denn wenn nicht jetzt, wann wäre dann der richtige Zeitpunkt für einen Neustart? Oder sie zieht einen endgültigen Schlussstrich und gibt ihren Pass ab. Dann gäbe es auch diesen öffentlichen Druck nicht mehr. Denn sie sollte ein freier Mensch sein, und frei entscheiden können wo und wie sie leben möchte. Und niemandem wünsche ich das von ihr durchlebte.
Der Wortlaut des kompletten Interviews kann hier nachgelesen werden. Was mich auch wunderte ist, dass sie im ZDF nur vollverschleiert gefilmt werden wollte, während man auf Al-Jazeera ihr ganzes Gesicht sehen konnte.
Thursday, December 29, 2005
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